Die kurdische Alm und das Auge des Ethnographen.
Dokumentation einer verleugneten Existenz
Mehmet Emir
Werner Finke (1942 – 2002) war ein Ethnologe, der über drei Jahrzehnte regelmäßig in die Türkei reiste und audiovisuelle Dokumentationen und ethnographische Sammlungen in den von Kurd_innen bewohnten Regionen erstellte.
Ab 1966 bis 2002 durchquerte er die ostanatolischen Provinzen und war fasziniert von den Bewohner_innen und der Bergwelt in dem türkischen Grenzgebiet zum Iran und Irak – eine Faszination, die ihn Jahr für Jahr wieder in das Gebiet führte. Insbesondere seit der Gründung der türkischen Republik, als die Existenz der Kurd_innen in den türkischen Gebieten verschwiegen und ihre Sprache verleugnet wurden, konnten ihr soziales Leben und ihre politischen Bestrebungen weder in einem nationalen noch in einem internationalen Kontext thematisiert werden. Trotzdem führte Finke die audiovisuellen Dokumentationen weiter.
Diese Präsentation, zusammengestellt von dem Künstler Mehmet Emir, zeigt einzigartiges, noch unpubliziertes Material über das Leben der Viehzüchter auf den Sommerweiden in den frühen 1970er Jahre.
Mehmet Emir zum heurigen Themenschwerpunkt „Wie meinen?“:
„Als Kurde und Migrant sage ich, hier in Österreich, noch schlimmer, in der Türkei findet meine Meinung keinen Platz!”
Mit freundlicher Unterstützung: Institut für Sozialanthropologie und Österreichische Akademie der Wissenschaften
Mehmet Emir ist Künstler mit Schwerpunkt Fotografie. Er arbeitet außerdem als Kolumnist, Musiker und Sozialarbeiter. Emir studierte kontextuelle Malerei bei Prof. Hans Scheirl an der Akademie der bildenden Künste Wien, und hatte Ausstellungen unter Anderem in London, New York und Istanbul. 2012 erschien das Buch „Ich bin immer noch in Wien“, in dem er seine Briefe an seine in der Türkei lebenden Eltern veröffentlichte. 2016 erhielt er das silberne Verdienstzeichen der Stadt Wien. Aktuell arbeitet er an der Akademie der Wissenschaften, am Institut für Sozialanthropologie und ACDH-Austrian.
© W.Finke Institut für Sozialantropologie